Eigentlich bietet Trumps Präsidentschaft bisher alles, um auch verwegene journalistische Sehnsuchtsträume Realität werden zu lassen. An Trump, Spicer, Ivanka und Co. kann man sich als altehrwürdiges Mitglied der Journaille fast jeden Tag auf ein Neues abarbeiten –  immer mit der Gewissheit, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Geholfen hat es bisher freilich wenig. Trump ist weiterhin im Amt, die ersten 100 Tage hat er – wenn auch nicht glanzvoll – überstanden und es scheint, als habe Merkel in Trump ihren Meister gefunden, wenn es darum geht, vermeintliche oder echte Skandale einfach teflon-artig abperlen zu lassen. Wenn auch mit dem Unterschied, dass Trumps Skandalpotential in einer anderen Liga angesiedelt ist, als alles, was Merkel seit 2005 durchlebt hat.

Allerdings sollte niemand überrascht sein: Trump macht genau, was er im Wahlkampf angekündigt hat und ist dabei zumindest in der Perzeption «erfolgreicher» als so mancher seiner Vorgänger. Nachdem seine Entscheidungen bisher vor allem innenpolitische Auswirkungen hatten, betrifft die einseitige Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens nicht nur die USA, sondern – ohne zu übertreiben – die gesamte Welt. Er stellt damit eine zentrale Vereinbarung, auf die sich fast alle Nationen unserer Erde geeinigt haben, in Frage.

Trumps Entscheidung mag einen positiven, aber kurzfristigen Effekt auf die heimische Beschäftigung im Bereich fossiler Brennstoffe haben. Mehr als ein kurzes Strohfeuer wird es aber kaum geben. Im Gegenteil, durch die Entscheidung werden die Arbeitsbedingungen für Forscher und Wissenschaftler weiter erschwert. Eine Befürchtung, die den neuen französischen Präsidenten Macron schon zu einem Appell veranlasst hat, in dem er amerikanische Forscher nach Frankreich und in die EU eingeladen hat. Wenn nicht einmal mehr die Grundsätze freier Wissenschaft gegeben sind und Präsidenten anderer Nationen aktiv für Alternativen werben, müsste auch dem letzten Trump-Anhänger klar sein, dass Trumps Entscheidung langfristig weder der heimischen Wirtschaft noch dem Ansehen der USA als verlässlicher internationaler Partner dient.

Angespornt vom Eifer Trumps haben auch erzkonservative CDU-Vertreter eine Umkehr in Sachen Klimapolitik gefordert, die man knapp auf das Folgende zusammenfassen kann: «Mal ist es wärmer, mal ist es kälter, man nennt es Wetter». Halb so schlimm also. Scheinbar kann man so manchen hiesigen Volksvertreter mit wissenschaftlichen Fakten ebenso-wenig erreichen, wie den US-Präsidenten.

Bleibt zu hoffen, dass es die anderen Staaten trotz der Isolation der USA schaffen, die Idee des Pariser Klimavertrags weiter am Leben zu halten und neue Akzente zu setzen ohne sich dabei von reaktionären Kräften, die nun ebenfalls vermeintlichen Aufwind verspüren, irritieren zu lassen. Das jüngste bilaterale Abkommen zwischen Kalifornien und China sowie die Einheit der EU in dieser Frage sind erste Zeichen, dass es gelingen könnte. Wir müssen alle dafür kämpfen, dass der erste globale Vertrag, den die Menschheit je geschlossen hat, mehr als nur eine Randnotiz der Geschichte bleibt.

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