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Das neue Jahr ist noch keine Woche alt und hat doch schon seine erste gesellschaftliche Debatte, die wir uns in dieser Art sicherlich alle lieber erspart hätten. Was in Köln – und auch in anderen Städten – in der Silvesternacht passiert ist, macht betroffen und ist in größtem Maße abscheulich. Wenn mitten in großen deutschen Städten rechtsfreie Räume und Gebiete der Angst entstehen, können wir das als Gesellschaft nicht hinnehmen. Die Täter zu ermitteln und zu verfolgen – auch wenn sich das nach ersten Anzeichen als sehr schwierig darstellt – muss nun oberstes Gebot polizeilicher Arbeit sein.

Doch wie soll es weitergehen? Wie kaum anders erwartet, müssen die schrecklichen Ereignisse jener Nacht nun im Netz als neues Hetzmaterial gegen Flüchtlinge herhalten. Das hilft weder den betroffenen Frauen, noch können dadurch ähnliche Straftaten in Zukunft verhindert werden. Die B.Z. – ihreszeichens nicht gerade als Hort objektiver, journalistisch hochwertiger Berichterstattung bekannt – sah sich für die heutige Ausgabe genötigt, zwei Titelseiten zu drucken: Eine mit den Fakten der Vorkommnisse und eine Version mit den Auswüchsen der Hetze im Internet. Damit werden die Verbrechen nicht relativiert – sie werden zurechtgerückt. Wer jetzt die Vorkommnisse zum Anlass nimmt, neue Vorurteile gegenüber Flüchtlingen zu lancieren, der hilft am Ende den betroffenen Frauen am wenigsten.

Was wir nun aber brauchen, ist nicht mehr Hetze, sondern einen kühlen Kopf. Ja, in Köln ist ein Problem evident geworden, das auch nach den Worten der Polizei, seinesgleichen sucht. Hier gilt es anzusetzen. In unserem Land gehören Täter, egal welcher Herkunft, egal welcher Kultur und egal welcher Religion nach den hier geltenden Gesetzen bestraft. Auch wenn diese Erkenntnis allgemein bekannt sein sollte, machen die Reaktionen im Netz deutlich, dass man sie nicht oft genug betonen kann. Unsägliche Verhaltenstipps – à la ‚immer eine Armlänge Abstand‘ – wie sie nun die Kölner Oberbürgermeisterin Reker empfohlen hat, sind dabei mehr als nur kontraproduktiv. Nicht Frauen müssen ihr Verhalten anpassen, um solche Geschehnisse in Zukunft zu verhindern – alleine die Täter müssen es. Wenn wie in Köln eine ganze Gruppe von Menschen nicht mehr sicher und friedlich feiern kann, dann wird unser Rechtsstaat im Kern berührt. Hier lenken neue Verhaltenstipps oder die aufflammende Hetze vom eigentlichen Problem ab.

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